Sonderprogramm für Klimafolgenanpassung im Schwetzinger Schlossgarten kommt
Geschrieben von: Matthias Busse   
Donnerstag, den 28. November 2019 um 13:18 Uhr

Landtagsabgeordnete Saebel und Kern (beide Grüne) und Karl Klein (CDU) setzen im Finanzausschuss Gartenerhaltungsprogramm nach den Hitzesommern durch

Schwetzingen/Stuttgart. Der Schwetzinger Grüne Landtagsabgeordnete Manfred Kern, seine Ettlinger Landtagskollegin Barbara Saebel (Sprecherin für Kulturliegenschaften des Landes der Grünen Landtagsfraktion) und der regional zuständige CDU-Abgeordnete Karl Klein haben heute ein Sonderprogramm für Klimafolgenanpassung im Schwetzinger Schlossgarten in den Haushaltsberatungen des Landes durchgesetzt.

Saebel: „Hier im Rheintal spüren wir die Spitze des Klimawandels in Baden-Württemberg, hier werden sich die Folgen als Erstes und am ausgeprägtesten zeigen. Das ist für einen der kulturhistorisch wertvollsten Gärten Europas eine verheerende Nachricht.“ Kern: „Die wahren Folgen des Hitzesommers 2018 sehen wir erst 2020. Der Zustand der Buchen, Eichen und Ulmen ist aber jetzt schon besorgniserregend, mit bis zu 50% Schädigung.“ Braune Blätter oder schon kahle Äste direkt neben leuchtend grünen Bäumen machen den Unterschied zwischen geschädigten und nicht so hitzeanfälligen Baumarten deutlich sichtbar. Um den landschaftlichen Teil des Schwetzinger Schlossgartens zu retten, braucht es Experten zufolge ein Sonderprogramm, um aus den Erkenntnissen der Forschungen mit eigener Gartenpflege Lösungen zu erarbeiten.

Klein: „Wir haben daher 200.000 Euro in den Doppelhaushalt eingestellt, um die Bäume im Schwetzinger Schlossgarten an den Klimawandel anzupassen." Die Ergebnisse dieses Pilotprojekts sollen im Erfolgsfall auch auf von Trockenheit gestresste Bäume in anderen Parks und Gärten angewendet werden und somit anderen Kommunen zugutekommen, sagt Saebel.

Trockenheits-Problem: Besondere Lage des Schwetzinger Schlossgartens

Der Schwetzinger Schlossgarten leidet unter zwei Grundvoraussetzungen: zum einen steht er auf sandigen Ausläufern der Mannheimer Düne, zum anderen ist der Grundwasserspiegel durch die im 19. Jahrhundert durchgeführte Rheinbegradigung Tullas um mehrere Meter abgesunken. Damit ist die Wasserversorgung im Schlossgarten nur auf Niederschlag ausgelegt – es gibt keine Puffer für Dürrezeiten. Schon jetzt ist klar: die Dynamik im Garten zeigt sich drastischer, als man mit den üblichen Maßnahmen des Waldumbaus über eine Generation hinweg abfangen kann. Zumal gerade die Einzelbäume wegen Ihrer Denkmaleigenschaft nicht einfach durch robustere Arten ersetzt werden können. Bereits jetzt arbeitet man im Schlossgarten mit drei Lösungsansätzen: Erstens der Naturverjüngung, die hiesiges Pflanzenmaterial in einer eigenen Baumschule aufzieht. Zweitens mit Pflanzen derselben Art, aber einer anderen Herkunft, die unter trockeneren Bedingungen wächst. Und drittens mit kleinen Maßnahmen wie Wässern, Düngen und Freistellen von Konkurrenz (Büschen und kleinen Bäumen), wenn der Baum noch zu retten ist. Diese Maßnahmen können über das Sonderprogramm nun intensiviert und ergänzt werden durch die Umsetzung aktueller Forschungskenntnisse.