Der geplante Windpark Lußhardt bekommt ordentlich Gegenwind
Geschrieben von: Matthias Busse   
Freitag, den 26. Juli 2019 um 17:00 Uhr

Vor-Ort-Termin der CDU St. Leon-Rot im Wald zwischen St. Leon und Kirrlach findet große Resonanz

St. Leon. Genau 30 Gläser und fünf Flaschen, gefüllt mit dem kostbaren Nass, das der Wassergewinnungszweckverband Hardtwald an die ihn angeschlossenen Gemeinden St. Leon-Rot, Malsch, Mühlhausen und Rauenberg liefert, hatte Carsten Kamuf vom CDU-Gemeindeverband St. Leon-Rot mitgebracht, um auf die hohe Bedeutung und auch die hervorragende Qualität des Trinkwassers hinzuweisen – doch sie sollten bei Weitem nicht reichen. Rund 90 interessierte Bürger nahmen am vergangenen Samstagmittag an der von der CDU organisierten Ortsbegehung im Wald zwischen St. Leon und Kirrlach teil, unter ihnen auch die beiden Landtagsabgeordneten Karl Klein (Wahlkreis Wiesloch) und Ulli Hockenberger (Wahlkreis Bruchsal).

Im Kreuzfeuer der Kritik standen hierbei die Pläne des Waghäuseler Unternehmens Wirsol, einer Tochter der wircon GmbH, auf den Gemarkungen von Waghäusel, Bad Schönborn und Kronau den „Windpark Lußhardt“ zu bauen: 10 Windkraftanlagen mit jeweils einer Gesamthöhe von 238,5 Metern und jeweils einem Rotordurchmesser von 149 Metern sollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Nicht jeder ist jedoch von dieser Idee begeistert.

Für Karl Knopf, den Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbandes St. Leon-Rot, sind die geplanten Windkraftanlagen grundsätzlich zu nahe an der Wohnbebauung. „Wir sind gut bei alternativen Energien, wir haben auch Naturschützer in unseren Reihen. Aber hier sind wir auch in einem wichtigen Wasserschutzgebiet. Bei jedem Vorhaben muss man die Vor- und Nachteile abwägen. Wir sind der Meinung: Der Schutz der Bevölkerung und des Grundwassers muss hier klar Vorrang haben.“ Und unter dem Applaus der Anwesenden unterstrich Knopf: „Wir werden alle Mittel ausschöpfen, um dagegen vorzugehen und bitten Sie hierbei um Ihre Unterstützung.“

Gemeinderat Carsten Kamuf erläuterte die jahrelangen Planungen des Windparks und kritisierte die diesbezügliche Informationspolitik: „Das erste Mal haben wir im Gemeinderat St. Leon-Rot in diesem Jahr davon gehört. Offenbar findet der Informationsfluss genau hier, an der Kreisgrenze, auch seine Grenze.“ Die Standortwahl gebe Rätsel auf, der Windpark würde in einem geschlossenen Waldgebiet stehen, der Flächenverbrauch betrage 10,5 ha, aber nur 4 ha würden renaturiert. Neben Schallimmissionen, Schattenwurf und dem Landschaftsbild war für Kamuf ebenso wie für den Landtagsabgeordneten Karl Klein, der im Anschluss sprach, die Nähe zu den vorhandenen fünf und insbesondere zu dem vom Wassergewinnungszweckverband Hardtwald geplanten und beantragten sechsten Trinkwasserbrunnen ein Knackpunkt.

Karl Klein MdL, der auch für seinen Landtagskollegen Ulli Hockenberger sprach, machte zunächst deutlich: „Wir sind keine Windkraftgegner, aber wir sagen, Windkraftanlagen müssen dorthin, wo sie Sinn machen, wo sie die Menschen nicht beeinträchtigen und wo sich eine Wirtschaftlichkeit ergibt.“ Klein ging in seinen Ausführungen sachlich und detailliert auf die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung und die von der Bevölkerung gewünschte Energiewende ein, erläuterte das Vorgehen des Unternehmens Wirsol, die planungsrechtlichen Voraussetzungen, den derzeitigen Stand des Vorverfahrens und widmete sich ferner dem noch bevorstehenden Genehmigungsverfahren. Der Parlamentarier wies darauf hin, dass für Ende September seitens Wirsol eine öffentliche Informationsveranstaltung in St. Leon-Rot geplant sei.

„Die mir vorliegenden Planungen nehmen auf bereits bestehende Grundwasserschutzzonen Rücksicht. Windkraftanlagen innerhalb von Wasserschutzgebietszonen I und II sind sowieso nicht zulässig. Diesbezüglich liegt mir auch ein Schreiben von Umweltminister Untersteller an Innenminister Strobl vor, den ich darum gebeten hatte, hier tätig zu werden, und dieses hat der Innenminister auch den Bürgermeistern des Wassergewinnungszweckverbandes Hardtwald bereits zugeleitet“, sagte Klein. Und weiter: „Der geplante Grundwasserbrunnen VI des Wassergewinnungszweckverbandes muss nach meiner Überzeugung ebenso behandelt werden, auch wenn das wasserrechtliche Verfahren noch am Laufen ist, da es dazu keinen alternativen Standort gibt.“

Klein abschließend: „Das Wasser, das uns vom Wassergewinnungszweckverband Hardtwald geliefert wird, ist sehr hochwertig und besser als manches Mineralwasser, das Sie irgendwo kaufen können. Und das liegt daran, weil die Brunnen immer im geschützten Waldbereich lagen.“

In der anschließenden Diskussion, an der sich zahreiche Bürger beteiligten, wies Verena Weisenberger auf die Bürgerinitiative „Gegenwind Lußhardt“ hin, die sich auf der Kronauer Seite gegründet habe. „Windkraft im Wald – das geht gar nicht, wenn dafür Bäume gefällt werden müssen“, kritisierte Weisenberger. Auch Naturschutzverbände haben sich mittlerweile im Landkreis Karlsruhe zu Wort gemeldet und Unverständnis darüber geäußert, dass sechs der zehn Anlagen im FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie) stehen sollen. In St. Leon-Rot will ebenfalls eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Standort des Windparks und dessen Auswirkungen auf die Umgebung mobil machen: Gründungsversammlung ist am Donnerstag, 01. August 2019 um 18:30 Uhr in der VFB-Gaststätte St. Leon-Rot.

(Text/Foto: Matthias Busse)